(German only)
Ein Rück- und Ausblick in die Reportingwelt von Prof. Dr. Christian Pieter Hoffmann, Universität Leipzig:
Das Berichterstattungsjahr 2015 weist einige Widersprüchlichkeiten auf. Einerseits klagen die kotierten Unternehmen über die Last immer umfassenderer Offenlegungspflichten. Die Regulierungsdichte und mit ihr verbundene Kosten sind heute das wichtigste Motiv eines Delistings. In Deutschland reagierte der Regulator mit einem Verzicht auf die obligatorische Quartalsberichterstattung. Transparenz soll durch die unterjährige Kommunikation und freiwillige Offenlegungen gewährleistet werden.
“Integrated Reporting gilt als Ansatz mit Zukunft”
Gleichzeitig suchen Unternehmen nach Standards oder zumindest Best Practices im Feld der Berichterstattung. Sehr deutlich wird das im Bereich der Offenlegung sogenannter nicht-finanzieller Informationen, die bislang vom Gesetzgeber nicht verbindlich geregelt wurde. Mit der EU-Direktive zur Nachhaltigkeitsberichterstattung kommen auf Unternehmen auch in diesem Bereich neue Vorgaben zu. Darüber hinaus gilt Integrated Reporting als Ansatz mit Zukunft – bei einigen Unternehmen, bei Weitem nicht der Mehrzahl, wie der Hype um das Thema manchmal glauben machen will. Ob freiwillig, getrieben durch Modetrends oder auf Druck interessierter Parteien – der Boden für die einheitliche Reglementierung der (Nachhaltigkeits-) Berichterstattung wurde 2015 weiter bestellt.
Der medientechnologische Wandel sorgt in der Berichterstattung weiterhin eher für Verwirrung als für Fortschritt. Die Geschäftsberichte-App erweist sich als untragbar ressourcenaufwendig und pflegebedürftig. «Responsive Design» erscheint als vielversprechende Alternative, erfordert jedoch einen ständigen Netzzugang. Zahlreiche Abnehmer schwören darum weiterhin auf PDF und Excel-Sheet. Und nein, auch 2015 ist der gedruckte Bericht nicht ausgestorben. Eine Fragestellung, die uns darum 2016 beschäftigen wird: Welche Impulse gibt der Trend «Mobile IR» der Berichterstattung?
“Hausaufgabe für 2016: die intelligente crossmediale Verknüpfung von Kommunikation und Reporting.”
Konsistentes und glaubwürdiges Corporate Storytelling bleibt eine zentrale Herausforderung für die Berichterstattung – droht aber erdrückt zu werden unter der Last der Daten. Ein weiterer Trend daher: die Trennung von Reporting und Kommunikation. Im Geschäftsbericht wird den regulatorischen Minimalanforderungen nachgekommen, die Kommunikation zu relevanten Inhalten und mit den wichtigen Zielgruppen läuft auf anderen Kanälen und Formaten. Manchen Abnehmer dürfte es freuen – die einen, weil sie aufdringliches Marketing ignorieren können, die anderen, weil sie vom unverständlichen Datenwust verschont werden. Freuen sich auch die Unternehmen? Ihr Aufwand wird jedenfalls nicht geringer. Eine Hausaufgabe für 2016: die intelligente crossmediale Verknüpfung von Kommunikation und Reporting.