Auf ein Wort mit Christian Pieter Hoffmann
Zur Person: Prof. Christian Pieter Hoffmann
ist Professor für Kommunikationsmanagement am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig
Wie lautete Ihr Berufswunsch als Kind?
Pirat.
Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?
Die Neugierde und die Freiheit, immer wieder neuen Fragestellungen nachgehen zu können. Mir fallen laufend Ideen für Forschungsprojekte ein. Ich führe dazu eine Liste, die inzwischen eine absurde Länge aufweist.
Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit Ihren Kolleg:innen das Wichtigste?
Kreativität, Intelligenz und Zuverlässigkeit. In der Wissenschaft arbeiten viele intelligente Menschen, aber die Kombination dieser drei Eigenschaften ist keine Selbstverständlichkeit.
Diese Ausgabe trägt den Titel «Focus on business relevance». Übertragen auf Kommunikation, worauf sollten Unternehmen in diesen unsicheren Zeiten Ihrer Meinung nach den Fokus in Bezug auf externe Kommunikation legen?
Die Schaffung von Wert. In turbulenten Zeiten geht Substanz vor Aspiration. Legitimität schöpft sich aus der Qualität der erbrachten Leistung für Stakeholder. Für die Eigentümer:innen bedeutet das: die Steigerung des Unternehmenswertes. Krisenhafte Zeiten haben darum auch immer etwas Gesundes, sie führen zurück auf den Boden der Tatsachen.
Wie erholen Sie sich nach einem stressigen Tag?
Als Akademiker ist es etwas frivol, über «Stress» zu klagen.
Ihr grösster Erfolg bisher?
Man freut sich meist besonders über die jüngsten Projekte und Publikationen. So starten wir derzeit ein Forschungsprojekt zur Rolle von Finfluencer in der finanziellen Bildung. Mit meiner Kollegin Nadine Strauss von der Universität Zürich habe ich Anfang des Jahres das Buch «Effective Financial Communication» veröffentlicht. Beides sind aktuelle Höhepunkte.
Ihre grösste berufliche Herausforderung?
Bürokratie. Auch an Universitäten nimmt sie kafkaeske Formen an. Als freiheitsliebender Mensch kann ich mich daran nicht gewöhnen.
Was möchten Sie unbedingt noch erreichen? (Hinweis: privat und beruflich)
Die Glücksforschung zeigt, dass das Private doch deutlich bedeutender ist als das Berufliche. Für das Lebensglück ist es wichtig, nicht an Armut zu leiden. Doch wenn das erreicht ist, dann speist sich Glück aus den Beziehungen, die man pflegt – mit Freunden, vor allem mit der Familie.
Wenn nicht in Deutschland, in welchem Land möchten Sie leben und warum?
Ich lebe tatsächlich auch teilweise in der Schweiz und geniesse das sehr.
Ihr Lieblingsbuch?
Am häufigsten empfehle ich wohl das Buch «Factfulness» von Hans Rosling.
Ihr Lieblingsessen?
Cheeseburger. Vielleicht auch ein Grund, warum ich die USA so sehr liebe.
Was ist das Wertvollste in Ihrem Leben?
Familie.
Von wem haben Sie den bisher besten Ratschlag erhalten?
Ein inzwischen leider verstorbener US-Kollege sagte mir einmal, es sei besser, seine Lebenszeit auf wenige wirklich wichtige Projekte zu fokussieren, als sich von Opportunitäten treiben zu lassen oder den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Das ist im Alltag erstaunlich schwierig umzusetzen.
Wofür geben Sie zu viel Geld aus?
Viel Geld sicher für Reisen und Bücher. Aber «zu» viel ist eine Frage der Präferenz. Ich gebe sehr ungern Geld für Kleidung aus. Das ist mir einfach nicht wichtig.
Wie würden Sie Ihren ökologischen Fussabdruck beschreiben?
Als privilegierter Bewohner eines westlichen Landes sicher überdurchschnittlich gross. Allerdings ist das Konzept des ökologischen Fussabdrucks diskutabel. Wie so oft beim Thema Nachhaltigkeit sind die Zusammenhänge im Detail so komplex, dass sie sich nicht einfach erfassen lassen.
Hund oder Katze?
Hund.
Meer oder Berge?
Meer.
Was ist Ihnen in Ihrer persönlichen Kommunikation wichtig?
Ehrlichkeit, Direktheit, Geschwindigkeit. Es ist furchtbar, wenn der Umfang einer Kommunikation in einem Missverhältnis zu ihrer Substanz steht. Lustigerweise ein auch für den Kontext des Corporate Reporting passender letzter Gedanke.
Über die Rubrik: Auf ein Wort mit…
Mit der Rubrik «Auf ein Wort mit …» will «The Reporting Times» regelmässig bekannte Mitglieder der Reporting Community von ihrer ganz persönlichen Seite zeigen.