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7 Answers
Roman Waespe
Head of Group Strategy & Sustainability, BKW
Christian Hofer
Leiter Nachhaltigkeit, Politik & Genossenschaft, Raiffeisen
1. Wie definieren Sie in Ihrem Verantwortungsbereich den Begriff «Business-Relevanz»?
Roman Waespe: Für uns sind das Themen, die einen direkten, manchmal auch indirekten Einfluss auf unsere strategische Ambition «BKW Solutions 2030» und darüber hinaus haben.
Christian Hofer: Ein Thema ist für mich dann geschäftsrelevant, wenn es substanzielle finanzielle Chancen oder Risiken birgt oder die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Umwelt massgeblich beeinflusst. Diese Perspektive bringe ich aktiv in die strategische Ausrichtung des Unternehmens ein.
2. Wie stellt Ihr Unternehmen sicher, dass Projekte einen klaren Mehrwert für das Business bieten?
Roman Waespe: Ein wichtiger Aspekt, welcher erstaunlich häufig vergessen wird, ist, dass jedes Projekt klar geregelte Verantwortlichkeiten im Business haben muss. Niemand wird Verantwortung für ein Thema übernehmen, welches keinen klaren Mehrwert schafft.
Christian Hofer: Grössere Projekte erhalten nur dann eine Finanzierung, wenn sie die Geschäftsleitung durch einen belastbaren Business Case überzeugen, der den konkreten Mehrwert quantifiziert. Ein strukturiertes Monitoring sowie definierte Prozesse stellen sicher, dass dieser Mehrwert auch realisiert wird.
3. Wo haben Sie im Unternehmen aufgrund von Fokussierung bewusst etwas weggelassen?
Roman Waespe: Bei der Entwicklung einer neuen Strategie durchläuft man immer die Phase «Optionen entwickeln und bewerten». Da ist wichtig, neue und kreative Optionen zu besprechen. Es ist nie möglich, alle Optionen gleichzeitig umzusetzen. Daher bewerten wir sie gründlich und lassen auch gezielt welche weg.
Christian Hofer: In den komplexen Themenfeldern Nachhaltigkeit und Politik ist eine klare Fokussierung entscheidend. In der Strategie 2020–25 haben wir z. B. den Schwerpunkt auf den Klimawandel gelegt und bewusst auf das Thema Biodiversität verzichtet. In der politischen Interessensvertretung liegt unser Fokus zurzeit auf der Stabilität des Finanzplatzes. Grundlage für diese Priorisierung ist eine nachvollziehbare Methodik.
4. Was erwarten Sie vom Einsatz von KI im Arbeitsumfeld?
Roman Waespe: Bei der BKW nutzen wir KI bereits intensiv. Wir setzen zum Beispiel KI-Chatbots und KI-Copilots ein, um die allgemeine Effizienz, die Kundeninteraktion und unsere Prognosemodelle in der Planung von Erzeugungs- und Vertriebsmengen zu verbessern.
Christian Hofer: KI wird künftig alle Geschäftsbereiche beeinflussen. Schon heute kommt sie bei der Kontoeröffnung, Dokumentenverarbeitung und Betrugserkennung zum Einsatz. Wir testen generative KI, z. B. für Texte und Zusammenfassungen. In Zukunft sind auch intelligente Chatbots und die Analyse komplexer Finanzdaten denkbar. Wichtig ist uns ein verantwortungsvoller und transparenter Umgang mit KI.
5. Wo sehen Sie die grössten Hürden für die Integration von KI im Unternehmen?
Roman Waespe: Eine zentrale Herausforderung ist die strategische Verankerung im Konzern. Wir haben daher für KI eine strategische Initiative konzernübergreifend definiert. Das hilft auch bei organisatorischen Hürden, die auftauchen können. Da wir Menschen «Gewohnheitstiere» sind, ist die Bereitschaft Neues auszuprobieren – verständlicherweise – nicht bei allen gleich hoch. Aus technischer Sicht ist die Datenqualität bzw. -zugänglichkeit eine Herausforderung und es gibt viele regulatorische Unsicherheiten, die es zu beobachten gilt.
Christian Hofer: Die regulatorischen Rahmenbedingungen befinden sich noch im Aufbau. Wir beobachten die Entwicklungen daher genau. Ausserdem sind technologische Voraussetzungen und Expertise essenziell. Herausforderungen sehen wir auch in der Verfügbarkeit verlässlicher Daten sowie in Bezug auf Datensicherheit, -schutz und Modellrisiken. Der aktuell hohe Energiebedarf ist aus Sicht der Nachhaltigkeit kritisch.
6. Welche Auswirkungen haben die aktuelle Rechtsunsicherheit und Verzögerung bezüglich Berichterstattung zu Nachhaltigkeit auf Ihr Unternehmen?
Roman Waespe: Wir haben unseren Plan zur Weiterentwicklung der Berichterstattung überprüft und Anpassungen vorgenommen. Wir werden die aktuellen Entwicklungen eng verfolgen und jeweils zeitnah entscheiden. Nachhaltigkeit bleibt integraler Bestandteil unserer Strategie. Wir werden frei gewordene Ressourcen nutzen, um die strategischen Nachhaltigkeitsthemen noch stärker voranzutreiben. Davon lassen wir uns nicht durch regulatorische Unsicherheiten ablenken.
Christian Hofer: Als Genossenschaftsbank ist Transparenz für Raiffeisen ein zentraler Wert. Ungeachtet der regulatorischen Unsicherheiten setzen wir unseren Prozess zur kontinuierlichen Verbesserung der nichtfinanziellen Berichterstattung konsequent fort. Auch die freiwillige externe Prüfung unseres Nachhaltigkeitsberichts führen wir weiterhin durch.
7. Wann und wie (gedruckt, online) lesen Sie die Reporting Times?
Roman Waespe: Da ich regelmässig von Zürich nach Bern zur Arbeit pendle, lese ich die Reporting Times gerne am Morgen online, am liebsten mit einer frischen Tasse Kaffee.
Christian Hofer: Gedruckt. Die Ausgabe liegt im Büro unseres Nachhaltigkeitsteams zur gemeinsamen Nutzung auf.