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Nachhaltigkeit bei Orell Füssli – Tradition, ergänzt durch systematische Transparenz

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Nachhaltigkeit bei Orell Füssli – Tradition, ergänzt durch systematische Transparenz

Seit mehr als 500 Jahren wird das Unternehmen Orell Füssli umsichtig und mit Blick auf Langfristigkeit geführt. Heute ist die Orell Füssli Gruppe ein Pionier in den Bereichen Sicherheit und Bildung. Bis vor Kurzem fehlte der Unternehmensgruppe eine systematische Grundlage zur Erfassung der nichtfinanziellen Leistung. Deshalb konnte diese Leistung nicht transparent kommuniziert werden. Inzwischen fand die Gruppe gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsberatung Sustainserv innerhalb kurzer Zeit pragmatische Lösungen für die nichtfinanzielle Berichterstattung, die der Diversität und Komplexität der Geschäftsfelder Rechnung tragen.

Von Reto Janser und Bernd Kasemir


500 Jahre Tradition sind Basis des komplexen Geschäfts von heute

Orell Füssli erwirtschaftet mit rund 650 Mitarbeitenden an Standorten in fünf Ländern einen Umsatz von rund CHF 220 Mio. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in der Froschauerschen Druckerei, die im 16. Jahrhundert unter anderem die Werke von Zwingli und Erasmus von Rotterdam verlegte. Bis heute erbringt Orell Füssli Leistungen, die für die gesellschaftliche Entwicklung grundlegend sind.

Das Unternehmen produziert Banknoten für Nationalbanken in der Schweiz und im Ausland, Wert- und Identifikationsdokumente sowie Anlagen und Software-Lösungen für die Sicherheitsdruckindustrie und jüngst auch Lösungen für verifizierbare digitale Nachweise. Es ist ausserdem an der Orell Füssli Thalia AG beteiligt, die 57 Buchhandlungen in der Deutschschweiz betreibt und verschiedene E-Commerce-Dienstleistungen anbietet. In seinen Verlagen konzentriert sich das Unternehmen auf Lernmedien, juristische Medien und wissensvermittelnde Kinderbücher. Orell Füssli hat damit aufgrund der langen Geschichte ein für seine Grösse vergleichsweise komplexes Geschäft.


Wesentlichkeitsanalyse für die Gruppe und die Geschäftsfelder

Passend zu ihrer gesellschaftlich wichtigen Rolle legt die Orell Füssli Gruppe von jeher einen starken Fokus auf Verlässlichkeit und Verantwortung. Um den steigenden Markterwartungen an eine transparente Nachhaltigkeits- und ESG-Kommunikation zu genügen, wurde letztes Jahr eine doppelte Wesentlichkeits- oder Materialitätsanalyse durchgeführt. Das heisst, es wurden Themen bestimmt, die Bedeutung für den Unternehmenserfolg haben und zugleich relevant für den Einfluss von Orell Füssli auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft sind. Dabei sollten die möglichen Themen bedeutsam für die ganze Gruppe und für die verschiedenen Geschäftsfelder sein. Die Analyse zeigte jedoch, dass einige Themen für die ganze Gruppe und andere eher für einzelne Geschäftsfelder relevant sind. Diese Tatsache wurde durch Verweise in der Matrix hervorgehoben.

Stufengerechte Offenlegung qualitativer und quantitativer Inhalte

Bei der internen Sammlung und der Erarbeitung einer externen Berichterstattung zu qualitativen Informationen und quantitativen Daten zeigte sich, dass diese Erfassung im ersten Jahr der systematischen Berichterstattung aufwändig ist und daher genug Zeit eingeplant werden musste. Ausserdem waren auf der qualitativen Prozessebene (den sogenannten Managementansätzen) und auf der Kennzahlenebene nicht alle Inhalte über die ganze Gruppe hinweg vorhanden oder verfügbar. Im Sinne eines pragmatischen Vorgehens erarbeitete das Unternehmen zu jedem wesentlichen Thema eine knappe Vorgehensweise für die ganze Gruppe und für jedes relevante Geschäftsfeld eine detaillierte Ergänzung. Auch bei den Kennzahlen wurden über die Gruppe hinweg erhebbare Metriken in einer Übersicht dargestellt. Ergänzt wurden diese Angaben durch beispielhafte Initiativen und Metriken der Geschäftsfelder und Standorte. Dabei wurde auf einen einheitlichen Ansatz für finanzielle und nichtfinanzielle Kennzahlen Wert gelegt. Beispielsweise wurden die Mitarbeiter- und Umweltzahlen für die Beteiligung an Orell Füssli Thalia hälftig berücksichtigt, analog zum finanziellen Reporting. Finanzielles und nichtfinanzielles Reporting sind gemeinsam beim CFO angesiedelt, das sorgt für konsistente Angaben in beiden Berichten.


Ausblick: Systemintegration und Gesetzeskonformität

Derzeit werden die Inhalte und Prozesse im Rahmen der Erstellung des Jahresberichts 2023 weiterentwickelt. Wesentlich ist dabei die Integration der Erhebung von Nachhaltigkeitskennzahlen in die etablierten Messsysteme. Ein weiterer Fokus liegt auf der Einhaltung der neuen gesetzlichen OR-Anforderungen zur nichtfinanziellen Berichterstattung. Die solide Grundlage, die beim freiwilligen Nachhaltigkeitsreporting gemäss GRI im Vorjahr erarbeitet wurde, ist sehr wertvoll, um die Qualitäts- und Terminanforderungen an diese erste regulierte nichtfinanzielle Berichterstattung stemmen zu können.

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Reto Janser

ist seit 2021 CFO der Orell Füssli Gruppe. Er verfügt über langjährige Erfahrung in gleicher Funktion bei international tätigen Firmengruppen sowohl in der Industrie als auch im Handel und im Dienstleistungssektor.

 

Dr. Bernd Kasemir

ist promovierter Naturwissenschaftler und seit 2001 Managing Partner von Sustainserv, einem Management-Beratungsunternehmen mit Fokus auf Integration von Nachhaltigkeit in Strategie, Tagesgeschäft und Berichterstattung von Unternehmen weltweit.